Samen ernten. Die Notwendigkeit des Schreibens.

Aus den Bergen kommen.

Zurück in die norddeutsche Tiefebene.

Immer wieder heikel. 

Was mir diesmal geholfen hat: Nichts tun. In aller Ausführlichkeit, ein Wochenende lang, oft im Garten.

Die Sonne auf meiner Haut spüren. Lachend dem Getöse der Vögel zuhören. Orange, Blau und Gelb betrachten. Noch einmal blüht die Kapuzinerkresse, in voller Pracht der Borretsch, bald die Topinambur.

Anderntags Samen ernten. Das Schmuckkörbchen nur berühren, die Wegwarte schütteln, den Beifuß abstreifen. Abends liegt eine Sammlung vor mir. Sie fragt mich: Welchen Samen erntest du in diesem Herbst?

Ich lege mich schlafen, träume, erwache. Fließe durch den Tag. Allmählich taucht die Antwort auf.

Am 24. Juli 2024 hatte ich den Schreibraum und Lesesaal geöffnet. Mit dem Text Zur Ostsee fahren – “Hilke ist tot!“ – Eine Körpergeschichte von Tod, Trauer, und Trost.

Vielmals erzählte ich von der Veröffentlichung, von der Geburt meines Blogs und seines ersten Beitrags. Eine Frau hörte mich. Und sagte: „Es war notwendig für dich, diesen Text zu schreiben.“

Ja.

Die Notwendigkeit des Schreibens. Diesen Samen ernte ich.

Wenn ich ihn hege, in einen lebendigen Boden bringe, lichte und wässere.

Wenn ich mich der Notwendigkeit immer wieder zuwende. Aufrichtig mir selbst und dem noch Ungeschriebenen gegenüber: Welcher Text ruft in mir? Welcher Text ruft mich? Und dem Notwendigen auch nachgehe.

Welche Texte werden daraus erwachsen?

Was gestaltest, kreierst, schöpfst du aus Notwendigkeit heraus?

Welchen Samen erntest du in diesem Herbst?

2 Gedanken zu „Samen ernten. Die Notwendigkeit des Schreibens.#8220;

  1. Liebe Silja,
    dankbar schaue ich auf deine Ernte und die daraus entstandene Notwendigkeit zu schreiben.
    Deine Texte zu lesen und noch einige andere „Zufälle“ haben zu vielseitigen Veränderungen für mich geführt:
    Ich will weder meine wundervollen Naturfotos noch meine wertvollen Gedanken zu dem, was tief in mit gewachsen ist, für mich behalten und stelle das, was ich zu geben habe, auf meiner Homepage zur Verfügung.
    Es gehört mir nicht, sondern ist mir geschenkt worden, damit ich es in die Welt bringe. „Natur pur“ und „Über Gott und die Welt“ sind daraus als neue Rubriken entstanden.
    Dies Erkenntnis hat mich befreit – auch von dem Credo meines Vaters, dass sich etwas rechnen müsse, damit es sich lohnt. Diese von ihm gelebte Überzeugung hat mich mein Leben lang begleitet und darf nun mit den Herbstwinden endgültig von dannen ziehen. Das Kopfschütteln von vielen, die diese „Großzügigkeit“ nicht verstehen, ist mir eine besondere Bestätigung, dass es an der Zeit ist, diesen Teil von mir (ich habe schon immer gern geschenkt) in seiner vollen Pracht zu leben.

    Danke für die Inspiration 🙂

    Herzensgrüße und noch eine reiche Ernte
    Imke

    • Liebe Imke,

      ich danke dir für deine Geschichte!

      Was mich bewegt: Beschenkt werden, um zu schenken. (Zum Kanal werden?) Diese Erkenntnis befreit. Von und zu. (Endlich) darf ein anders lautendes Credo mit den Herbstwinden von dannen ziehen. (Was für eine Sanftheit in diesen Worten.) (Endlich) kann die, die schon immer gerne geschenkt hat, in voller Pracht leben. Was für ein Glück! Für das große Ganze, das schenkt. Für die Beschenkte, die sich als Schenkerin entfalten kann. Für die, die ihre Geschenke empfangen mögen.

      Notwendigkeit macht Pracht zu allen Seiten hin?

      Einen lieben Gruß zu dir
      Silja

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