Rollenspiel Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
Das Seminar Psychodramatische Rollenspiele im Literaturunterricht liest dasBilderbuch Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich (Grimm/Sauvant 2012). Einige Studentinnen und Studenten empört, dass die Königstochter egoistisch handelt, ihr Versprechen dem Frosch gegenüber nicht hält und diesen an die Wand wirft – um dann mit einem Prinzen „belohnt“ zu werden.
Ein Bild zeigt den Speisesaal. Die Königstochter sitzt mit gesenktem Blick und verschränkten Armen auf einem Stuhl am Tisch. Ihr gegenüber auf dem Tisch hockt der Frosch, der mit ausgestreckter Zunge eine Fliege fängt.
Die Spielerinnen und Spieler stellen das Bild nach und nehmen ihre Rollen ein.
Die Königstochter wird von der Spielleitung gebeten, einen Gegenstand, der ihre Ich-Grenze symbolisiert, zu wählen und in der Szene zu positionieren. Sie greift ein Seil und legt es zwischen sich und den Frosch.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer können zum Seil gehen, sich in die Rolle der Ich-Grenze begeben und als diese sprechen. Die Ich-Grenze sagt:
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„Ich fühle mich vom Frosch bedroht.“
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„Der Frosch kommt mir beim Essen eindeutig zu nah. Ich finde ihn richtig ekelhaft.“
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„Haaaaallooo?! Ich möchte wahrgenommen werden!“
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„Der kommt hier nicht rüber.“
Eine Studentin reflektiert: „Durch das Rollenspiel habe ich einen anderen Blick auf die Geschichte erhalten. Die Königstochter wird im Laufe der Geschichte erwachsen. Sie lernt, eine Grenze zu setzen, die unter allen Umständen einzuhalten ist (z. B. auch trotz eines gegebenen Versprechens). Mit dem Wurf des Frosches an die Wand macht die Königstochter deutlich, dass dieser ihre Grenze zu überschreiten drohte. Der Wurf war eine Schutzreaktion. Die Königstochter wird also nicht für den Wurf mit einem Prinzen belohnt, sondern weil sie gelernt hat, für ihre Grenzen zu kämpfen und diese einzuhalten.“
Bilderbuch-Rollenspiele sind in allen Schulformen und Klassenstufen anwendbar. So führen Studentinnen und Studenten im Rahmen meiner Seminare Unterrichtsprojekte mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Grundschule, Hauptschule, Realschule und Berufsbildenden Schulen durch.